Valan
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Kirchner als Seifensieder in Saarbrücken

Die Chronik der Familie Kirchner

Ihr Wirken in Saarbrücken als Seifensieder

Es war in Bingen am Rhein, Carl Josef Kirchner, Sohn eines Bürgermeisters, am 7. Juni 1822 in Ockenheim geboren, erlernte hier das ehrsame Handwerk des Seifensieders. Nach vielen, damals obligatorischen Wanderjahren, die den jungen Gesellen nach Frankreich, in die Schweiz und  nach Süddeutschland führten, richtete der nunmehr 27 jährige 1849 an der "Alten Brücke" in St.Johann, gegenüber der Schlossfreiheit, eine Seifensiederei ein.

Drei Jahre später erwirbt er das Anwesen St. Johanner Markt 30 und installiert die Seifensiederei in den Hintergebäuden. Die Wohnung und das erste Ladengeschäft verlegt der inzwischen jungverheiratete Carl Joseph in das Vorderhaus. Seine Frau, Sophie, gebürtige Schmidt, Saarbrücker Zimmermanns- und Gastwirtstochter führte als tüchtige Partnerin das Ladengeschäft zur Blüte. Es war nicht immer einfach, denn auch der große Haushalt musste von ihr bewältigt werden, zumal, wie es damals üblich war, die Gesellen unter gleichem Dach logierten.

Zwei Söhne erlernten ebenfalls das Seifensiederhandwerk. Der älteste sollte den elterlichen Betrieb übernehmen, der zweitälteste hatte bereits in Saargemünd eine eigene Siederei eingerichtet. Nur der jüngste Sohn Albert Richard ging seinen eigenen Weg.Er studierte Architektur. Doch als seinältester Bruder unerwartet verstarb, stieg auch er in das Unternehmen ein und übernahm 1887 im Alter von 29 Jahren die Leitung des Betriebes. Seine  Kenntnisse der Architektur konnte er vorteilhaft in der Fabrikgestaltung einsetzen.

Die vorzüglichen Eigenschaften der Kirchner Seife erfreuten sich zunehmender Beliebtheit, so dass die Betriebsräume in der Innenstadt dem steigenden Umsätze nicht mehr gerecht wurden. Am 30. Dezember 1890, einen Tag vor Sylvester, endete das arbeitsreiche  Leben des Seifenfabrikanten und  Stadtverordneten Carl Joseph Kirchner.Sein Lebenswerk liegt jetzt alleine in den berufenen Händen seines jüngsten Sohnes Albert Richard Kirchner.

Erweiterung des Unternehmens

Die Erweiterung des Unternehmens wurde immer notwendiger. Als sich die Möglichkeit ergab, ein Grundstück in der Dudweilerstrasse, am Rande der Stadt, zu erwerben, zögerte Albert Richard nicht mehr. 1896 entstand hier nach seinen Plänen das neue Kirchner-Fabrikgebäude. Modern und voller technischer  Neuerungen. Die Siedekessel wurden jetzt mit Dampf geheizt und eine eigene Dampfzentrale versorgte den Betrieb mit Energie. Schneide- und Prägemaschinen standen jetzt zur Verfügung. Mit Hilfe all dieser Neuerungen brachte Albert Richard Kirchner anerkannte Spitzenleistungen auf den damaligen Waschmittelmarkt.

C.Hartung in der Mainzerstrasse

Ende der 20er Jahre wurde die Fabrikation in der Dudweilerstrasse eingestellt und in die neu erworbene Fabrik C.Hartung in die Mainzerstraße verlegt. Insgesamt 90 Arbeiter und Angestellte zählten nun zum Hause Kirchner. Über 2000 Artikel bot der Großhandel an. Auch ging man dazu über, neutrale Kernseifenflocken in Säcken und Paketen herzustellen. Außerdem produzierte man Glanzflocken und hochprozentiges Seifenpulver. Schließlich siedete Kirchner auch noch hochwertige Toilettenseifen und brachte bis 1935 über dreißig verschiedene Sorten Feinseife auf den Markt.

Eine zweite Fabrik, die Hexim S.A., wurde 1934 in Thionville gegründet, denn 40% des Geschäftes machte alleine der Absatz in Lothringen aus. Die besondere wirtschaftliche Lage des Saargebietes zwang zwar das Kirchner- Unternehmen zu scharfem Konkurrenzkampf - die hochentwickelte französische Seifenindustrie trat als stärkster Konkurrent im Saarland auf - doch Kirchner konterte geschickt mit besserer Qualität und gutem Einfühlungsvermögen, Geschmack und Bedürfnisse des saarländischen Verbrauchers betreffend.


VALAN, Die Waschmaschine in der Tüte 

Zur selben Zeit erfolgte der Erweiterungsbau der Schwesterfirma am Halberg, die Seifen und

Waschmittelfabrik TIP-Werke Hartung.

Denn dort wurde von Carl-Kirchner und später von seinem Sohn, dem Chemiker Dr. Peter Kirchner,

VALAN – Die Waschmaschine in der Tüte hergestellt.

Doch nicht nur in Saarbrücken, sondern auch in Bissingen/ Württemberg lief die Produktion an.
Mit Hilfe eines für die damalige Zeit originellen Werbeaufwandes kam zuerst im Saarland und dann in ganz Deutschland dieses erste selbsttätige Waschmittel auf den Markt.. "Ohne Kochen, ohne Rubbeln" wurde mit VALAN die Wäsche sauber. Über 300 Damen demonstrierten jeden Tag in einer anderen Stadt diese neue Waschmethode.
Dieser Erfolg war Grundlage für viele Waschmittelmarken für den Haushalt und den Großverbraucher, alle leider ab den 90er-Jahren vom Markt verschwunden, denn die 3 großen Waschmittel-Konzerne erdrückten erbarmungslos jeden der ca. 30. Seifenfabriken, die in Deutschland damals noch fabrizierten.


Die witrschaftliche Macht der Waschmittelkonzerne Henkel, Sunlight, Procter+Gamble zwangen das mittelständige Unternehmen zum Rückzug. Die Fabrikationsstätten in Bissingen wurden aufgegeben und die Produktion in Saarbrücken konzentriert.


Von dort wurde der Markt mit Wasch- u. Reinigungsmitteln für den Haushalt und Großverbrauchern (Krankenhäusern u.a.),mit Seifen und und Spezialprodukten beliefert. Für die Warenhäuser Karstadt u. Kaufhof und auch für Einzelhandelsketten wurden sog. Eigenmarken hergestellt und in der ganzen BRD ausgeliefert.


1985 wurde die Fabrikation eingestellt, das Gelände auf der Mainzerstr. 274 / Saarbrücken veräußert und die Gebäude abgerissen.

Aufgrund der Nachfrage die beliebte "Kirchner Goldcreme-Seife" wird die Seife

in Lohn von einer schwäbischen Kollegenfirma hergestellt und wird heute noch in der traditionellen Qualität von der Firma C. Kirchner verkauft.

Auch das Spezialwaschmittel "trivalan" war lange noch ein unverzichtbares Waschmittel für Druckwalzen im Offsetdruck.

  

Carl Josef Kirchner

Albert Richard Kirchner

Fabrik in der Dudweilerstraße - Saarbrücken